Monumental und doch in seiner Wirkung eigenartig fragil ragt das Gebäude aus dem Hügel hervor. Schützend umschließen schlanke Pfeiler den Gebäudekern und halten ihn gleichzeitig nach Innen und Außen offen. Das neue Literaturmuseum der Moderne (LiMo) in der Schillerstadt Marbach, erbaut von dem britischen Star-Architekten David Chipperfield, lebt von einem Wechselspiel aus Schutz und Einlass. Schutz für die wertvollen Exponate der modernen deutschen Literaturgeschichte und Einlass für die Öffentlichkeit, der hier erstmals umfassend Einblick in Werk und Schaffen bedeutender Literaten wie Kafka, Kästner und Döblin gewährt werden soll.
Chipperfields Ästhetik ist streng auf Funktionalität bedacht und zieht seine Spannung aus dem Spiel mit den Gegensätzen. Im Marbacher Literaturmuseum sticht besonders seine gelungene Lichtregie hervor. Teils flutet der Architekt das Gebäude mit Tageslicht, öffnet ausgiebige Panoramablicke ins Neckartal und lenkt so ab von dem musealen Charakter. Dann wiederum schafft er Räume, in denen das Tageslicht ausgeschlossen ist und die zugleich, eingelassen in den Hügel, die Ausstellungsstücke des Museums beherbergen. Wie ein Wechsel von Tag zu Nacht vollzieht sich der Eintritt in diese nur mit künstlichem Licht beleuchteten Räume. Bedrückend ist die Atmosphäre hier jedoch keineswegs – dies liegt vornehmlich an den Wänden, die rundum mit Massivholz verkleidet sind. Die Umsetzung übernahmen der Freisinger Schreinermeister Dieter Herrmann und seine Mitarbeiter und bewiesen dabei außerordentliches Stehvermögen.
Dieter Herrmann und sein Team sind außergewöhnliche Aufträge gewohnt, haben sie es im internationalen Objekt- und Schiffsausbau doch eher selten mit Standardlösungen zu tun. Dennoch stellte die Verkleidung der Wände der Ausstellungsräume im Marbacher Literaturmuseum für die Freisinger Innenausstatter eine Herausforderung der besonderen Art dar. 1.700 Quadratmeter Wandfläche mit Wänden von bis zu 30 Meter Länge und 4,50 Meter Höhe sollten mit Ipe Parkett der Firma Drüsedau & Müller ausgestattet werden. Einen ungewohnten Anblick bot das Szenario für den Beobachter, der doch eher davon ausgeht, dass Parkett auf den Boden gehöre und der Verleger allemal.
Hinter den glatten Hölzern verbirgt sich eine aufwändige Konstruktion, die in mehreren Arbeitsschritten montiert wurde. Auf die Betonwände wurde zunächst ein Aufbau aus Holzleisten angebracht, auf den dann Spannplatten (V 100) verschraubt wurden. Auf diesen wiederum wurde anschließend das Massivparkett verklebt. Herrmann legte besonderes Augenmerk auf den stabilen und sicheren Halt der Holzstäbe, entsprechend entschied er sich für den Polyurethanparkettklebstoff PUK-470 der Firma STAUF. Schließlich lasten ca. 20 kg Massivparkett auf einem Quadratmeter, so dass die Konstruktion in diesem besonderen Fall der „senkrechten Verlegung“ der Erdanziehungskraft einen entsprechenden Widerstand entgegensetzen muss. Zusätzlich wurden in regelmäßigen Abständen Parkettreihen genagelt, um ein Verrutschen des frisch eingelegten Parketts zu vermeiden.
Im nun für die Öffentlichkeit zugänglichen Inneren des Gebäudes stehen Funktionalität und Ästhetik im Einklang. Die Holzverkleidung bietet einen optimalen Schutz für die wertvollen und zudem außerordentlich lichtempfindlichen Exponate, gleichzeitig verleiht das edle Tropenholz dem Raum eine ruhige, besinnliche Atmosphäre, die zum Eintauchen in die Welt der modernen Literatur geradezu einlädt. Tageslicht ist in den Ausstellungsräumen tabu, doch trotz des spärlichen Lichts fühlt man sich auf angenehme Weise zurückversetzt in vergangene Zeiten. Wer hernach seine literarische Zeitreise fortsetzen möchte, dem bietet das Schiller-Museum nebenan hierzu Gelegenheit.
- Produkte: Polyurethanparkettklebstoff STAUF PUK-470
- Verlegebetrieb: Dieter Herrmann, Freising